Spannend, was man so alles entdeckt, wenn man einfach einmal die Waldlaufrunde um ein paar Kilometer verlegt: Zum Beispiel eine mir bislang nicht bekannte Kopfweiden-Allee 😆
Weiden gehören zu den ältesten Nutzpflanzen des Menschen, nicht nur als schmerzlinderndes Heilmittel, sondern vor allem auch als Baumaterial und Werkstoff für Haushaltswaren. Um die bis zu 35 Meter hohen Silber-Weiden aber auch bewirtschaften zu können – und um möglichst viele lange und gerade Weidenruten zu erhalten, wurden sie bereits in der Bronzezeit als sogenannte Kopfweiden gezogen. Dies bedeutet einfach, daß die sehr schnittverträglichen Weidenbäume alle ein bis 2 Jahre direkt über dem Stamm abgeschnitten werden, wobei die typische Kopfform entsteht, aus der die erntbaren Weidenruten herauswachsen.

Daumendicke Weidenruten wurden früher zur Herstellung jeder Art von Tragekorb, Flechtwerk oder Wand benötigt, dickere Äste waren schnell verfügbares, aber auch schnell abbrennendes Material zum Anheizen der Herde , und wurden deshalb auch bezeichnend „Eierspeisholz“ genannt. Bis etwa in die 1950er Jahre. Seitdem ist der Bedarf an Weidenruten drastisch zurückgegangen, und damit auch der Bestand an Kopfweiden.
Dies ist nicht nur ein Verlust für die Kulturlandschaft, deren Bild diese oft eindrucksvoll-bizarren Bäume einst bestimmten, sondern auch für die Natur.

Nicht nur, daß die entlang von Bachläufen kultivierten Kopfweiden deren Ufer vor Abschwemmung bewahren, sie sind auch Lebensraum für weit über 100 Käferarten, Höhlenbrüter wie Steinkauz, Zaunkönig und Gartenrotschwanz und gesuchtes Versteck für Iltis, Wiesel, Mauswiesel oder Fledermäuse.

Wie schön also, dieses besondere Natur- und Kulturrelikt wieder zu entdecken, ich freu mich schon drauf, wenn die jetzt noch recht jungen Bäumchen in ein paar Jahren so richtig wunderbar knorrig sind 🙂 Ob dort dann wohl auch die klassischen Weidenhexen einziehen werden? 😉