So ein besonderer Fund auf der abendlichen Auwald-Laufrunde: Ein ganzes Nestchen mit Zinnoberroten Prachtbecherlingen (Sarcoscypha coccinea) 😛 Er ist einer der sicherlich auffallendsten heimischen Schwammerl, aber leider so selten geworden, daß man ihn eben doch nur zu raren Gelegenheiten zu Gesicht bekommt. In England gilt er als ausrottungsgefährdet, im restlichen Europa steht er auf der Roten Liste der geschützten Großpilze. In diesen Fall hatte ich wohl das Glück, weil mein Pfad durch eine naturbelassene Weichholz-Aue geführt hat, in der er genau das findet was er am liebsten mag: Schmackhaftes Totholz von Weide und Erle, gut abgelagert und schon leicht modrig 😆
An solchen Standorten zeigen sich die namensgebenden zinnoberroten Pilz-Becherchen schon direkt nach der Schneeschmelze – er ist der Vorbote des neuen Pilzjahres.
Und wie immer sagt die Lebensweise eines Pilzes (wie auch einer Pflanze) durchaus etwas über seine Heilwirkung aus. Der ausschließlich in Mitteleuropa und den westlichen USA beheimatete Pilz ist hierzulande als Heilmittel unbekannt, bei den Irokesenstämmen gilt er aber als eines der besten Wundheilmittel (die rote Farbe lässt als Signatur grüßen 😉 ), und wird dabei insbesondere zur Nabelversorgung bei Neugeborenen verwendet.
Vielleicht ist das Wissen über seine Heilkraft auch einst in Europa bekannt gewesen und nur deshalb verloren gegangen, weil der Pilz eben so selten geworden ist? Gut möglich wäre es, denn nicht nur der englische Name Scarlet elf cup, sondern u.a. auch der ukrainische ельфійська шапка (“Elfenbecher”) weisen darauf hin, daß einst eine Verbindung zwischen dem Pilz und dem Elfenvolk gesehen wurde. Ganz typisch gerade bei Heilmitteln für Babys und Neugeborene – wie bei Himmelsherold, Schlüsselblume und vor allem natürlich beim wunderbaren kleinen Gänseblümchen!
Hoi Astrid
Durch dein Buch Alpenheilpflanzen bin ich auch auf deinen Blog gestossen und den Zinnoberroten Prachtbecherlinge. Ich kenne mich ja nicht so aus und war gerade erstaunt, dass er so selten ist oder geworden ist.
Wir haben ihn zu Ostern auf Spaziergängen in den Auenlandschaften des Rheins oberhalb Ilanz, dort wo nun auch wieder die Bieber leben dürfen, sehr viel gesehen. Wir sind natürlich nur auf den Namen gestossen weil wir einfach wissen wollten was denn da am Boden so schön und speziell leuchtet.
Alles Gute und liebe Grüsse Hans
Hallo Hans, ja, der Pilz ist anscheinend in diesem jahr echt häufig – obwohl er eigentlich selten geworden ist. Sehr seltsam! Und auf jeden Fall ein schöner Fund 🙂
Herzliche Grüße, Astrid