Allerheiligen, Volkstrauertag und Totensonntag – November ist der klassische Friedhofs- und Totenmonat. Passend dazu wirft die BR Heimat-Kräuterexpertin Astrid Süßmuth im kräuterkulturellen Talk „Habe die Ehre“ vom 21. November ‘22 zusammen mit Heimat-Moderatorin Bettina Ahne einen augenzwinkernden Blick auf die dunkle und morbide Seite der Pflanzenwelt.

Eine der giftigsten – und auch in Krimikreisen tödlichste – Pflanze unserer heimischen Flora ist der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus), der aus dem Geifer des Höllenhunde Cerberus entstanden sein soll.
Einer der ältesten Berichte über einen Giftanschlag mit dieser stattlichen Giftpflanze ist der Mord am römischen Kaiser Claudius (15 – 54 n. Chr.) in Auftrag gegeben von seiner Gemahlin Agrippina, die damit ihren Sohn aus einer früheren Ehe an die Macht bringen wollte: Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus, der als einer der grausamsten Herrscher der Antike bekannt wurde. Durch seine einfache Handhabung und finale Wirksamkeit wurde der Eisenhut in der Folge zum Modemittel – so daß sich der römische Senat im Jahre 117 n. Chr. gezwungen sah, den Anbau der Pflanze im ganzen römischen Staat zu verbieten. Dennoch blieb Aconitum als Mordwaffe en vogue, auch die berühmte Autorin Agatha Christie griff auf ihn in ihren Krimis ‚16 Uhr 50 ab Paddington‘ und „Fata Morgana“ zurück.

Die Wirkung von Eisenhut im Körper ist ebenso schnell erklärt, wie sie eintritt: Bereits wenige Minuten nach Verzehr beginnt ein unheilvoller Reigen von Brennen im Mund, Kribbeln am Körper. Durchfall, Erbrechen und starkem Kältegefühl; der giftbedingte Natriumüberschuss in den Körperzellen führt dann zu fortschreitenden Lähmungen der Gliedmaßen, bis schließlich auch nur nach Aufnahme des Gifts im mg-Bereich nach etwa 20 Minuten bei vollem Bewusstsein der Herzschlag aussetzt.

Da die Wurzelstöcke dieser Pflanze in der Apotheke gut bezahlt werden, kann das Ausgraben derselben dem Aelpler zu einem Nebenverdienst werden“, schrieb der große Botaniker Gustav Hegi 1905 in seiner Alpenflora. Trotz – bzw. natürlich auch gerade wegen – seiner erheblichen Giftigkeit ist der Eisenhut seit Jahrhunderten eine hoch geschätzte Heilpflanze, allerdings nur und ausschließlich in pharmazeutischer Zubereitung. Standardisierte Präperate werden sehr erfolgreich als Schmerzstiller bei Neuralgien, Ischias und Gicht, bei Zahnentzündungen sowie bei Gürtelrose eingesetzt. Glücklicherweise ist die richtige Dosierung inzwischen pharmakologisch zweifelsfrei festgelegt, der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Gregorio Mattioli (1510 – 1577) war hier noch darauf angewiesen, mit zum Tode verurteilten Straftätern zu experimentieren – im Überlebensfall hätte ihnen die Freiheit gewunken.
Hätte.
Jegliche Eigenzubereitungen verbieten sich dementsprechend schon von selbst.

Bewundern der schönen Pflanze ist dagegen fast ausnahmslos erlaubt. Fast deshalb, weil sich der Eisenhut mit Vorliebe Standorte suche, an denen plötzliche Ereignisse wie Steinschlag oder Muren allzeit möglich sind…

Die ganze Sendung gibt es zum Download im Podcast-Center des bayerischen Rundfunks – oder gleich hier: