Ist der kleine Schnee-Enzian (Gentiana nivalis) nicht einfach eine ganz, ganz bezaubernde Schönheit?! Das strahlende Tiefblau seiner Blüten scheint wie magisch alle Blicke auf sich zu ziehen – nicht ohne Grund war schon der große Botaniker Carl von Linné hingerissen von dem kleinen Blümchen: “In unseren höchsten Bergen, besonders in ihren nördlichsten Teilen, ist diese Pflanze im Überfluss vorhanden; durch die klare blaue Farbe ihrer Blüten ist sie es, die den Betrachter mit größter Bewunderung und Begeisterung zurücklässt“, schrieb er 1773.

So schön er ist, und so zart – so handfest bitter ist der nur bis zu 15 cm gohe Enzian. Als Heilpflanze wird er dennoch nicht verwendet, denn er ist selten geworden. Nicht nur in den schwedischen Fjälls, auch bei uns in den Alpen trifft man immer weniger auf das nur einjährig wachsende Pflänzchen, denn esist eine der großen Verlierer des Klimawandels. Als Spezialist karger Bergwiesen kann sich der Schnee-Enzian zwar gegen Kälte, Sturm und Eis behaupten – steigen aber kräftigere Pflanzen in seinen Lebensraum herauf, so wird er in kürzester Zeit überwuchert…
Wie schön, wenn man ihn wie hier in den Ötztaler Alpen noch berghangweise bewundern kann 😍, einzelne Vorkommen sind aber auch noch in Bayern zu finden, beispielsweise unter dem Blaueis oder am Funtensee in den Berchtesgadener Alpen. Aber nur bei vollem Sonnenschein, schon leichteste Bewölkung oder eine schnelle Schwankung der Temperatur kann dazu führen, daß sich die Blüten in Sekundenschnelle schließen. Den Schnee-Enzian dann noch zu finden erfordert schon viel Gefühl – und eine gute Lupe!